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Kameralistik und Doppik

Gegenwärtig arbeiten die Kirchengemeinden und Kirchenkreise der EKBO mit der „Kameralistik“. Sie ist ein Rechnungswesen, das unsere Kirche schon lange begleitet. Ziel der Kameralistik ist es, die geplanten Einnahmen und Ausgaben den tatsächlichen Ein- und Auszahlungen gegenüberzustellen. Alle Zahlen werden im Haushalt erfasst, der, in Verbindung mit der Jahresrechnung, dem Abgleich der getroffenen Finanzplanung mit dem Ist-Zustand dient. Vorrangig geht es um die Kontrolle der Pünktlichkeit sowie der Ordnungsmäßigkeit der Ein- und Auszahlungen.

Die Kameralistik leistet gute Dienste, beispielsweise kann die Verwendung der Gelder einfach und nachvollziehbar dargestellt werden. Sie bietet allerdings nur eingeschränkte Möglichkeiten, auf neue Herausforderungen zu reagieren. So werden zum Beispiel Verpflichtungen zukünftiger Jahre, etwa anstehende Instandhaltungen, nicht erfasst. Dies hat in den letzten Jahrzehnten zu gravierenden Fehleinschätzungen geführt, die zu Verlusten ganzer Liegenschaften durch Notverkäufe führten.

Auch die Abbildung eines Zusammenhangs zwischen Mittelherkunft und Mittelverwendung ist kameral nur für das Finanzvermögen möglich.

Zwar können bereits heute viele Informationen aus der Kameralistik gewonnen werden, dazu bedarf es aber der Aufstellung von Nebenrechnungen, was mit einem erhöhten Aufwand verbunden ist. In der sogenannten „Doppik“ ist dies hingegen einfacher möglich. Deshalb arbeiten schon heute, neben der Wirtschaft und den öffentlichen Gebietskörperschaften, kirchliche Körperschaften weltweit mit einem doppischen Haushalts- und Rechnungswesen.

Was ist die „Doppik“?

„Doppik“ ist ein Kunstbegriff aus den Anfangsbuchstaben der Begrifflichkeit „Doppelte Buchführung in Konten“. Es handelt sich um ein kaufmännisches Haushalts- und Rechnungswesen, das vor Jahrhunderten für die Buchhaltung von Wirtschaftsbetrieben entwickelt wurde. In den letzten Jahren wurde es für die öffentliche Verwaltung durch zusätzliche Funktionen erweitert, die die ordentliche Haushaltsführung und -überwachung erleichtern.

Die Doppik nimmt beispielsweise Änderungen im Vermögen durch die Bilanz auf. Diese ist eine Gegenüberstellung der Vermögenswerte (Aktiva) sowie des Vermögensgrundbestands, der Rücklagen, der Sonderposten und der Schulden (Passiva) in Kontoform zu einem bestimmten Stichtag, meist dem Ende des Kalenderjahres. In der Bilanz werden sowohl die Form des Vermögens als auch seine Herkunft abgebildet. Dadurch kann nicht nur dargestellt werden, worin investiert wird, sondern auch wie die Finanzierung erfolgte. Somit ermöglicht die Doppik eine vollständige Aufstellung des Ressourcenverbrauchs. Liquidität und Wirtschaftlichkeit sind bessernachweisbar. Zudem stellt die Doppik nicht nur den Ist-Zustand dar, sondern hat auch die Möglichkeit, Rückstellungen für zukünftige Rechnungsjahre einzuplanen. Langfristigkeit wird dadurch zum Handlungsprinzip.

Was ist die „erweiterte Kameralistik“

Die Doppik ermöglicht weitgehende Auswertungen, wofür sie viele Informationen benötigt. Ihre Einführung ist jedoch sehr kostspielig, wie die Versuche einer Reihe von anderen Kirchen in Deutschland zeigen. Außerdem setzt sie entsprechend gut ausgebildete und in der Doppik erfahrene Mitarbeitende sowohl in den Verwaltungsämtern wie im Konsistorium voraus. Daran mangelt es derzeit noch.

Manche Mitglieder im Gemeindekirchenrat arbeiten in der Wirtschaft, die schon immer die kaufmännische Buchführung verwendet. Sie kennen daher eher die Prinzipien der Doppik und müssen nicht erst Expertise in der Kameralistik erwerben.

Vor diesem Hintergrund hat die Landessynode für die EKBO die Umstellung von der traditionellen Kameralistik (das ist die derzeit praktizierte einfache Einnahme-und Ausgaberechnung) auf die „erweiterte Kameralistik“ beschlossen.

Mit der Umstellung werden viele der bewährten Verfahrenstechniken und Prozesse der Kameralistik beibehalten, gleichzeitig wird dort nachgebessert, wo Optimierung notwendig geworden ist. Durch die Umstellung entsteht zum Beispiel die Möglichkeit, eine genaue Jahresübersicht über das Vermögen, die Verbindlichkeiten und sonstige eingegangene Verpflichtungen der Kirchengemeinde zu erstellen. Die vertrauten kameralen Buchungen des Sachbuches werden durch die neuen Elemente Haushaltsbuch, Soll-Stellung, Abschreibungen und Bilanzierung ergänzt.

Die „erweiterte Kameralistik“ fördert somit die Nachhaltigkeit und erhöht die Generationengerechtigkeit des kirchlichen Denkens und Handelns. Die Kirchengemeinden profitieren von der Einführung besonders bei der Darstellung ihrer Haushaltslage. Die bewährten Berichte (Sachbuch und Zeitbuch) werden durch neue, auf die gemeindlichen Bedürfnisse zugeschnittene Berichte ergänzt. Durch diese sind beispielsweise Gebühren- oder Beitragskalkulationen für Kindertagesstätten und diakonische Einrichtungen besser und mit einer höheren Rechtssicherheit möglich.

Die Planung von Investitionen ist ebenfalls einfacher. Dafür wird die zentrale Geldbestandsverwaltung vorausgesetzt. Dabei wird die Bewirtschaftung der Finanzen vom Verwaltungsamt als Dienstleistung für die Kirchengemeinde übernommen: in Form der Einheitskasse für alle Kirchenkreise und Gemeinden eines KVA. Das Geld wird damit in der sog. Kassengemeinschaft des KVA verwaltet und verbucht. Die Verantwortung für den Haushalt bleibt jedoch beim Gemeindekirchenrat.

Auch die EKBO insgesamt profitiert von der Umstellung. Durch die zusätzlichen Informationen kann die Landeskirche die zur Verfügung stehenden Ressourcen zielgenauer lenken. Eine transparente, vergleichbare und gerechte Zuteilung der Mittel, die zur Erfüllung des Auftrags der Kirche erforderlich sind, ist dadurch besser möglich. Gewinner dessen sind wiederum die Kirchengemeinden.

Die „erweiterte Kameralistik“ wird…

  • die Effektivität und Effizienz des kirchlichen Handelns weiter fördern,
  • das kirchliche Handeln und den damit verbundenen Ressourceneinsatz transparenter machen und
  • die Orientierung des kirchlichen Handelns an Nachhaltigkeit deutlich steigern.
kameralistik_und_doppik.txt · Zuletzt geändert: 2020/07/14 16:20 (Externe Bearbeitung)